Kooperationen sind oft der Punkt, an dem aus deinem Creator-Projekt ein echtes Business wird. Gleichzeitig sind sie der größte Unsicherheitsfaktor: Welche Anfragen lohnen sich? Wie verhandle ich fair? Was genau gehört ins Briefing? Und wie beweise ich am Ende den Erfolg? Gute Nachrichten: Mit einem klaren Prozess fühlt sich das alles nicht mehr nach Bauchgefühl an, sondern nach professioneller Zusammenarbeit – für dich und die Marke.
Das Wichtigste in Kürze
- Nimm nur Kooperationen an, die zu deinen Werten, deiner Zielgruppe und deinen Content-Pillars passen.
- Ein sauberes Briefing, klare Deliverables, Deadlines und Nutzungsrechte sind die Basis.
- Verhandle professionell: Paketpreise, Nutzungsrechte, Exklusivität, Zahlungsziel.
- Erstelle Content mit Storytelling, nicht mit Werbetafeln – zeig echte Anwendung.
- Liefere ein kompaktes Reporting und schlage direkt Folgepakete vor.
1. Auswahl: Welche Kooperationen passen wirklich zu dir?
Der größte Fehler (vor allem am Anfang): „Ja“ sagen, weil es sich gut anfühlt oder „weil die Brand so groß ist“. Prüfe stattdessen:
- Werte-Fit: Stehst du hinter Produkt/Unternehmen? Würdest du es kaufen/weiterempfehlen, wenn kein Geld fließt?
- Zielgruppen-Fit: Haben Marke & du eine kompatible Zielgruppe (Alter, Interessen, Preisrange)?
- Content-Fit: Lässt sich das Produkt organisch in deine Content-Pillars einbetten?
Mini-Check: Drei ehrliche Ja’s = Go. Ein Nein = kritisch hinterfragen. Zwei Nein = Absage.
2. Vorbereitung von Kooperationen: Dein Media Kit & deine Grundstruktur
Bevor du verhandelst, brauchst du Unterlagen, die dich professionell wirken lassen:
- Media Kit (1–2 Seiten): Kurzprofil, Zielgruppe (Insights), Formate, Best Cases, Preise „ab“.
- Rate Card (intern): Deine Richtpreise für Reels, Carousels, Story-Serien, Nutzungsrechte etc.
- Case Snippets: 1–2 Screenshots mit Ergebnissen (z. B. Saves, Link-Klicks, ER) – ohne Kundennamen, wenn nötig.
So kommunizierst du schnell, klar und selbstbewusst.
3. Briefing & Scope: Was genau wird geliefert?
Bitte immer schriftlich festhalten (Mail reicht, Vertrag ist besser):
- Deliverables: Anzahl & Formate (z. B. 1 Reel, 1 Carousel, 3 Story-Frames mit Link-Sticker).
- Botschaften & No-Gos: Welche Kernpunkte sind wichtig? Was darf nicht gesagt/gezeigt werden?
- Timings: Abgabe Entwurf (falls gewünscht), Go-Live Datum/Uhrzeit, Korrekturschleifen.
- Kennzeichnungen: Werbehinweis/Hashtags, Affiliate-Hinweis, Markierungen.
- Tracking: UTM-Links, Rabattcodes, Landingpage.
- Nutzungsrechte (Usage Rights): Darf die Marke deinen Content reposten? Für wie lange? Nur organisch oder auch paid?
- Exklusivität: Darfst du Konkurrenzprodukte in Zeitraum X zeigen? (Wert mitpreisen!)
- Bezahlung: Betrag, Zahlungsziel, Währung, Auszahlungsweg. 50/50 (Anzahlung/Finale) ist fair.
Pro-Tipp: Wenn die Marke „Creator-Ads“/Whitelisting möchte (dein Content wird als Ad unter deinem Handle ausgespielt), immer extra vergüten lassen (Laufzeit + Kanäle + Länder definieren).
4. Preise & Verhandlung: Fair, klar, souverän
- Pakete statt Einzelpost: z. B. 1 Reel + 3 Story-Frames + 1 Reminder-Story. Das wirkt runder – und erhöht deinen Wert.
- Usage & Exklusivität bepreisen: 30–50 % Aufpreis pro 3 Monate Nutzung sind gängig (je nach Marke/Branche).
- Leistungen nicht „verschenken“: Zusätzliche Korrekturschleife? Erweiterte Nutzung? Bitte nachpreisen.
- Zahlungsziel: 14–30 Tage sind branchenüblich; bei Konzernen evtl. länger – Preis entsprechend kalkulieren.
Satz zum Merken: „Sehr gern – das ist in meinem Basispaket nicht enthalten, ich kann es für X € ergänzen.“
5. Content-Erstellung: Werbung ohne Werbegefühl
Dein Ziel: natürliche Integration. Menschen lieben echte Routinen, nicht Pressetexte.
- Storytelling statt Produktfeatures (siehe dein Storytelling-Artikel): Problem → Weg → Lösung.
- Echte Anwendung: Zeig das Produkt im Alltag (vor dem Sport, im Homeoffice, unterwegs).
- Social Proof: Mini-Testimonials (z. B. DM-Screenshot, wenn erlaubt) oder Vorher/Nachher.
- CTA mit Gefühl: „Wenn du das Problem auch kennst, schau mal hier“ statt „JETZT KAUFEN“.
Beispiel (Reel): Hook: „Das hat meinen Morgen verändert.“ → 3 Schritte Routine → Produkt als Helfer → ehrliches Fazit → Link/Code in Caption & Story.
6. Go Live: Performance aktiv mitsteuern
- Kommentare moderieren: Fragen beantworten, echte Einblicke geben, Zweifel respektieren.
- Story-Reminder: Am Abend/Tag danach kurz erinnern („Viele hatten gefragt…“).
- Pin-Kommentar: Wichtigste Info/Code anheften.
- Timing: Poste, wenn deine Zielgruppe wirklich online ist (Insights!).
7. Reporting: So lieferst du überzeugende Ergebnisse
Schick 3–7 Tage nach Go-Live ein kurzes, schönes Reporting (PDF oder Mail mit klaren Screenshots):
- KPIs pro Asset: Reichweite, Impressionen, ER, Saves, Shares, Link-Klicks, Profilaktionen.
- Qualitative Insights: Häufigste Fragen in Kommentaren/DMs, Community-Feedback.
- Learnings: „Hook X hat extrem gut funktioniert“, „Karussell wurde überdurchschnittlich gespeichert“.
- Empfehlung fürs Follow-up: „Vorschlag: 2. Reel + Reminder-Story in 14 Tagen“ (direkt Paket anbieten).
Template-Teaser (Mail):
„Anbei die Ergebnisse der Kampagne. Besonders stark: 1.2k Saves im Karussell, Link-CTR 2,8 % in den Storys. Empfehlung: Reminder in 10–14 Tagen + UGC-Repost über Brand-Account (Usage schon enthalten?).“
8. Nachbereitung: Aus One-Shot mach Partnerschaft
- Danke + Feedback: Kurze Dankesmail, was gut lief, was man optimieren kann.
- Case Study bauen: Zahlen + Zitat (freigeben lassen) – für dein Media Kit.
- Quarterly Pitch: Alle 3 Monate eine kleine Idee/Mini-Kampagne vorschlagen (z. B. Saisonanlass).
So wirst du von „Creatorin, die einmal postet“ zur Preferred Partnerin.
9. Wenn’s mal hakt: Plan B
- Underperformance: Frühzeitig melden + Gegenmaßnahmen (Reminder-Story, andere Hook, alternative Uhrzeit).
- Missverständnisse: Ruft euch kurz zusammen, klärt Tonalität/Botschaft.
- Shitstorm-Risiko: Marke sofort informieren, Moderationslinie abstimmen, ruhig bleiben.
Erfolgreiche Kooperationen sind kein Zufall. Sie entstehen aus klarem Fit, sauberem Scope, fairer Verhandlung, starkem Storytelling und präzisem Reporting. Mit diesem Prozess arbeitest du professionell, wirst für Marken planbar – und stärkst gleichzeitig die Verbindung zu deiner Community.